Pressestimmen

NUTCRACKER.NOW

Täglich grüßt der Weihnachtsmann
"Der Pas de deux von Károly Tóth und Stella Covi gehört zu einem jener Momente , in dem man im fast ausverkauften Haus eine Stecknadel hätte fallen hören können."
Florian Welle, Tanznetz
Vollständige Kritik: Tanznetz.de- Florian Welle

Risse in der Weihnachtsidylle
"Alle sollen Anteil haben können – am Sehen, am Hören, aber auch am Darstellen. Dass dieser inklusive Ansatz weder konstruiert und umständlich wirken noch auf Kosten der künstlerischen Qualität gehen muss, beweist das siebenköpfige Ensemble in der Tafelhalle eindrücklich."
Sigrun Arenz, Curt Magazin
Vollständige Kritik:curt.de, Premierenkritik, Sigrun Arenz

Als Mensch mit Behinderung bei EveryBodys Nutcracker.Now
„Nutcracker.Now“ ist keine Produktion, bei der Inklusion nachträglich „hinzugefügt“ wurde. Sie ist von Grund auf inklusiv konzipiert. Der Beginn in Gebärdensprache, das Turnen auf dem E-Rollstuhl, die selbstverständliche Präsenz von Körpern aller Art, all das sind keine Sonderangebote, sondern künstlerische Entscheidungen.​​ Für Menschen mit Behinderung bedeutet das: endlich nicht mehr nur Gast sein, sondern Teil eines künstlerischen Universums, in dem Vielfalt als Stärke begriffen wird. Ein Tanzmärchen, das zeigt, dass Inklusion nicht bedeutet, allen das gleiche Kulturerlebnis zu ermöglichen, sondern einen Raum zu schaffen, in dem alle spannende, informative und anregende Erfahrungen machen können.​

Die Aufführungen finden noch bis zum 6. Januar 2026 in der Tafelhalle Nürnberg statt, ein Pflichttermin für alle, die erleben wollen, wie inklusiver Tanz aussieht."
Luca Ram, CTRL
Vollständige Kritik: ctrl-blog.de/Luca Ram: als-mensch-mit-behinderung-bei-everybodys-nutcracker-now/

Vielfalt im Zuckerland
„Nutcracker.Now“, eine neue Performance von Susanna Curtis, hinterfragt den Tschaikowsky-Klassiker. 
Choreografin Susanna Curtis inszeniert mit „Nutcracker.Now“ in der Tafelhalle eine moderne und inklusive Version.

Nürnberg – Im Zuckerland ist immer Weihnachten. Dort schweben Menschen wie Schneeflocken, tanzen federleichte Walzer in watteweißer Geborgenheit. Freunde, Familie, analoge Nähe – ein Versprechen, das Tschaikowskys Evergreen „Der Nussknacker“ seit Generationen hält.
Doch was geschieht, wenn man diesen Stoff aus seiner festlichen Behaglichkeit rupft und ihn in eine wenig märchenhafte Gegenwart schickt? In eine Welt, die deutlich lauter, fragiler, komplexer ist als die Plüschkulissen des Zuckerlands?
Eine mutige Antwort darauf zeigt Susanna Curtis mit „Nutcracker.
Now“ in der Tafelhalle Nürnberg. Sie wagt den Bruch mit Seh- und Hörerwartungen – und macht ihn zusammen mit ihrem Ensemble „Curtis & Co – dance affairs/ EveryBody“ zum Prinzip ihrer neuen Choreografie.

Curtis nimmt die süßlichen Harmonien des Klassikers und mischt sie mit Klängen, die zwischen sanft und scharfkantig fließen und füttert das Publikum mit traumhaften Bildern, die Fragen stellen: Wo und durch wen oder was finden wir Halt? Ist Nostalgie ein Hafen oder nur eine Illusion so flüchtig wie Zuckerguss?
Die Bühne ist ein poetisch aufgeladener Raum und sehr nah dran an dem, was man sich unter Wolke 7 vorstellt; eine Kisseninstallation umrahmt den Bühnenraum wie Engelsflügel, der Boden der Bühne ist übersät mit Federkissen, die Schutz und Verkleidung gleichzeitig sind.
Bekannte Schauplätze aus dem Nussknacker – Weihnachtsabend, Mäuseschlacht, Zuckerland – bilden nur den Rahmen und wirken wie eine Matrix.
Stattdessen: Kissenschlachten, die Kindheitserinnerungen aufwirbeln, Tanzsequenzen in Zeitlupe, die die Wahrnehmung dehnen, ein Pas de Deux mit Rollstuhl, der die Grenzen klassischer Bewegung sprengt und dazu individuelle Weihnachtserinnerungen, aufgesagt vom internationalen Ensemble, lassen das Stück nahbar werden.

Das Ensemble ist inklusiv, sieben Performer – hörend, gehörlos, körperlich vielfältig – tanzen. Laura Polster, Stella Covi, Jürgen Heimüller, Jan Pollert, Emmanuelle Rizzo, Susanna Curtis und Károly Tóth stehen für eine Bühne, die Vielfalt lebt.
Gebärdensprache ist Teil der Choreografie und Audiodeskriptionen öffnen den Raum für alle.
Curtis‘ Arbeit ist dabei mehr als ein ästhetisch-inklusives Experiment mit einem Klassiker. Sie ist ein Kommentar zur Gegenwart. In einer krisengeschüttelten Welt stellt sie die Frage: Was bleibt, wenn Rituale ihre Schutzfunktion verlieren?
Die Antwort ist kein Trost, sondern eine Einladung zum Nachdenken. Und Staunen darf man: über die Verschmelzung von Tanz und Technologie, über die visuelle Kraft der Projektionen, über die subtile Ironie, mit der das Stück die Weihnachtsikonografie zerfasert und doch nicht ganz zerstört.

Ein Tanzabend, der bewegt, irritiert, inspiriert – und zeigt, dass selbst der Mythos Nussknacker samt Entourage nicht vor der Schwerkraft der Gegenwart sicher ist. Karin von Matuschka, Nürnberger Nachrichten 15.12.2025